Selten wurde ein Trend in der Weinwelt so kontrovers diskutiert wie in den letzte Jahren das Thema „Naturwein“. Dies liegt primär an der fehlenden Definition des Begriffs. Vieles im Wein ist von den Anbauländern oder der EU klar festgelegt. Anbaumethoden, önologische Verfahren, Steillagen etc. Alles ist klar definiert. Nur eben das was als Naturwein bekannt ist nicht. Aus diesem Grund hat man häufig keine Klarheit über was man eigentlich spricht. Der Begriff „Naturwein“ ist in Deutschland nichts neues. Früher wurde er verwendet um Weine zu beschreiben deren Mostgewicht nicht mit Zucker angereichert wurden. Der „Verband Deutscher Prädikatsweingüter“ ist immerhin im Jahre 1910 als „Verband Deutscher Naturwein Versteigerer“ gegründet worden. Der Begriff „Naturwein“ wurde dann allerdings mit dem neuen Weingesetz von 1971 aus dem Deutschen Weinrecht gestrichen.
Was also ist der Hintergedanke von „modernem“ Naturwein? Kurz gesagt sind wir der Meinung, dass ein Naturwein ein Wein ist der aus biologischem bzw. biodynamischen Anbau kommt, spontanvergoren ist und keine Zusätze hat. Diese Faktoren schließen viele Behandlungsmittel, die heute verbreitet sind, aus. Angefangen von relativ elementaren Dingen Schwefeldioxid zur Konservierung (was schon seit Jahrhunderten gängige Praxis ist) bis hin zu Stoffen wie Dimethyldicarbonat (ein unter dem Namen Velcorin vermarktetes Kaltentkeimungsmittel). Neben diesen Stoffen sind mehrere Dutzend Zusatzstoffe und önologische Verfahren zur Weinbereitung zugelassen. Die Produzenten von Naturwein haben das Ziel, die Qualität aus ihren Weinbergen möglichst unverfälscht auf die Flasche zu bringen. Das ist beim Massenwein leider nicht der Fall. Allerdings hat diese Arbeitsweise natürlich auch seine Tücken. Erstens ist meist sehr gesundes Traubenmaterial erforderlich. Zweitens ist die Sauberkeit im Keller extrem wichtig. Drittens sind Jahrgangsschwankungen im Wein deutlicher zu spüren. Und Viertens ist nicht selten das Aromenspektrum anders. Die Weine sind meist weniger von Primärfrucht geprägt. Bei Weißweinen kommen häufiger Töne von Most, Tee und oxidative Noten durch. Im Rotwein finden sich viel häufiger erdige Noten wie Unterholz. Weine dieser Art eröffnen immer neue, spannende Horizonte im Glas. Genau darum geht es uns letztendlich beim Thema Wein! Wir stellen in den nächsten Tagen zwei Weine und deren Winzer vor, die Naturweine herstellen und die Sie bei uns im Weinladen finden.