Als ich Mario und Galina Gaffuri 1997 in Hamburg kennenlernte war die Lira mit ihren vielen Nullen noch in Gebrauch. Auf dem Weingut hat sich seit dem nicht viel verändert, was ein ausgesprochen gutes Zeichen ist. Denn viele toskanische Weingüter überreizten sich in dieser Zeit, sowohl in der Anbiederung an einen international gängigen Weinstil als auch mit astronomischen Preisen. Die Quittung kam spätestens 2008….
Auf Rietine blieb man sich treu: im Qualitätsanspruch, im Weinstil, in der Größe, vor allem aber einer vernünftigen Preispolitik. Als ich Galina 2019 mal wieder (in Hamburg!) traf, erzählt sie mir wie glücklich sie sind, klein sie geblieben zu sein. Ich blieb ihnen gerne treu.
Ihre Rebläche von 13 Hektar blieb von Anfang an in der Größe unverändert und liegt in Gaiole, einem der unbestritten besten Standorte des Chianti Classico. Sie liegen 400 bis 450 m.ü.M. und sind geologisch betrachtet recht uneinheitlich; vorwiegend findet man Ton-, Lehm- und Kies-, aber auch Porphyr-Gemische, was anfänglich eine immense Herausforderung war. Später entpuppte sich genau dieser Umstand als einzigartige Gelegenheit den vom Boden geprägten Charakter der Weine herauszuarbeiten.
Ihr Stil ist natürlich von der Rebsorte Sangiovese geprägt, die in den Erträgen nicht zu stark reduziert wird. So bleibt eine schöne Balance von feine Frucht, einem frischen Grundton und einem wunderbaren Trinkfluss bei der Annata, dem Einstiegswein des Chianti Classico.
Die Riserva-Qualität bringt schon mehr Kampfgewicht auf die Waage; intensive Aromen, dicht und voll, häufig mit Anklänge von Waldbeeren aber auch frischer Pflaume. Nie findet man in diesem Wein stumpfe, harte Tannine, vielmehr richtig gut geschliffene Gerbstoffe die dem Wein Trinkfluss und Länge geben.
Hier ist alles im Lot!